Reiterbogen

Ein Reiterbogen ist eine Art von Bogen, der, da er sehr klein ist im Vergleich mit anderen Bogenarten, wie z. B. einem Langbogen, vorwiegend von berittenen Kriegern verwendet wurde. Er kann aber selbstverständlich auch vom Boden aus eingesetzt werden. Die Reiterbögen der verschiedenen Völker unterscheiden sich grundsätzlich nur wenig in Form und Aufbau. Die Größe der Bögen ist nicht durch den Verwendungszweck beschränkt, sondern alleine durch die zur Verfügung stehenden Materialien. Der übermannsgroße japanische Bogen, der Yumi wird ebenso auch vom Pferd aus abgefeuert (siehe Bild), wie der sehr kleine türkische Bogen.

Herkunft

Der Reiterbogen wurde außerhalb von Europa, in Asien entwickelt. Am bekanntesten für den Bau von Reiterbögen sind die Hunnen und Mongolen, zentralasiatische Völkerschaften. Aber auch Ungarn (Magyaren), Awaren, Skythen, Tataren, Petschenegen, und hunderte weitere Völker benutzten diese Art Bogen und entwickelten vielfach eigene Varianten. Auch bekannt für den Bau und die Verwendung von Reiterbögen sind die Comanche Nordamerikas. Sie wurden im 19. Jahrhundert von den Armeen der jungen Vereinigten Staaten als die weltweit beste leichte Kavallerie
bezeichnet.

Bau

Der Bau eines Reiterbogens kann bis zu 2 Jahren Bauzeit benötigen. Grund dieser langen Bauzeit ist nicht nur die Verwendung von Horn und Sehnen sondern auch das Trocknen des Holzes, sowie Ruheperioden zwischen den Laminierungs-Schritten. Der Vorteil der Verwendung von Horn und Sehnen besteht in ihrer höheren Fähigkeit, Energie zu speichern und sie wieder an den Pfeil abzugeben. Sie ermöglichen damit die sehr kompakte Recurve-Form des Reiterbogens. Das Horn übernimmt die Druckbelastung auf der Innenseite, also der dem Schützen zugewandten Seite, die Sehnenbündel die Zugbelastung auf der Außenseite. Zusammengehalten werden die Materialien durch Fischleim und Wicklungen aus Hanf, Flachs o.Ä.. Würde ein Bogen mit exakt der gleichen Form, wie die eines mongolischen Reiterbogens, nur aus Holz gefertigt, würde dieser sofort brechen. Mongolische Reiterbögen hatten bis zu 75 Pfund Zuggewicht und warfen speziell für den Bogen angefertigte Pfeile ca. 220-280m weit. Vom türkischen Sultan Selim III geht die Legende, dass er 1789 einen Pfeil in Gegenwart des britischen Botschafters 889m weit geschossen haben soll.

Das Schießen

Es ist schwierig, einen Pfeil vom Rücken eines Pferdes aus abzufeuern, da der Zeitpunkt des Schusses nicht frei bestimmt werden kann. Der Schuss muss erfolgen, wenn sich alle vier Hufe des Pferdes in der Luft befinden, sodass keine Erschütterungen auf den Schützen übertragen werden können. Diese Fähigkeit ist nur durch jahrelanges intensives Training erlernbar. Der Reiterbogen wurde, vor allem später von den Türken, mit dem Daumen, meist mit der Hilfe eines Daumenrings aus Horn, ausgezogen. Eine völlig andere Ausrüstung und Schießtechnik wird beim japanischen Yabusame eingesetzt.
Quelle: Wikipedia